Autor der "Train Kids" an der Nardini-Realschule
Abgesehen davon, dass ein Roman über eine der gefährlichsten Reisen der Welt natürlich äußerst spannend ist,
ist das Besondere an Dirk Reinhardts Buch Train Kids, welches er am 1. Juli in der Nardini-Realschule zur Autorenlesung vorstellte, dass es die vier Jugendlichen, von deren abenteuerlicher Reise er berichtet, wirklich gibt.
Auch wenn natürlich bei den Hauptpersonen des Buches die Erlebnisse vieler Flüchtlingskinder, die den weiten Weg von Mittelamerika durch Mexiko in die USA antreten, einfließen, so sind es doch reale Vorbilder und Episoden, von denen der Autor erzählt. Dadurch entfalten die Bilder, die er zu seiner Lesung einblendet, eine besondere Faszination. Sie zeigen die Kinder und Jugendlichen, die er selbst bei seinem Aufenthalt in Mexico getroffen hat – in all dem Elend, dem sie in Mittelamerika zu entkommen suchen und auf den Zügen, die dem Buch den Namen Train Kids gegeben haben.
Dabei nimmt uns Herr Reinhardt mit auf diese gefährliche und äußerst belastende Reise, die Jahr für Jahr schätzungsweise 300.000 Migranten aus Mittelamerika auf sich nehmen, davon 50-100.000 Kinder und Jugendliche, die alleine unterwegs sind. Orte, Begegnungen mit der korrupten Polizei, Banditenüberfälle und Konflikte mit den berüchtigten Banden der Maras sind echt und diese Authentizität berührt die Zuhörerinnen der beiden neunten Klassen sehr.
Doch berichtet Dirk Reinhardt den gespannten Mädchen, die mit den Train Kids mitfiebern, auch von Lichtblicken in all dem Elend. Er liest die Szene in einer Kirche vor, als der Padre und die Gemeinde die Jugendlichen vor gewaltbereiten Polizisten schützen, da ihnen ihre Überzeugung sagt, „dass jemand, der Schutz sucht, nicht fortgeschickt werden darf, erst recht nicht aus einer Kirche“.
Auch wenn diese zentrale Botschaft des Buches Hoffnung gibt, ist die Reise von Miguel, Emilio, Fernando, Angel und Jaz noch lange nicht vorbei und ein glückliches Ende für alle, ganz wie auch in der Realität, nicht in Sicht. Zigtausende der Migranten, insbesondere die allein reisenden Kinder und Jugendlichen, verschwinden, sie werden getötet oder fallen Unfällen, Banditen oder Drogenkartellen zum Opfer.
In der anschließenden Fragerunde interessieren sich die Mädchen sehr für die Recherchen des Autors und fragen, wie er Kontakte knüpfte, sich mit den Flüchtlingen verständigte oder für seine eigene Sicherheit in Mexiko sorgte. Aber auch die Erfahrung, dass die Train Kids, mit denen sie sich während der Lektüre im Unterricht schon sehr identifiziert haben, mit einer für sie gänzlich unbekannten Lebenswirklichkeit von Kriminalität, Armut und Korruption der Behörden konfrontiert sind, beschäftigt und berührt sie sehr. Nicht umsonst steht auf einem der Plakate, die die Schülerinnen für die Lesung gemalt haben: Absoluter Lieblingsautor! Und das ist ernst gemeint.