Aus der Vergangenheit lernen - in der Gegenwart Brücken bauen

Lackieren der Metallhalterungen 2Wie drei weitere Schulen im Landkreis beteiligte sich auch die Nardini-Realschule an der Instandsetzung der Davidsterne an der Gedenkstätte bei Steinrain.

Das Ehrenmal soll an die 67 jüdischen Opfer der sogenannten Todesmärsche von Flossenbürg nach Dachau im April 1945 erinnern.

Aus dem schulübergreifenden Projekt wurde an unserer Schule eine Zusammenarbeit von beinahe der ganzen Schulfamilie: Die Holzsterne und ihre Metallhalterungen waren von den beiden Hausmeistern der Schule seit den Osterferien repariert oder erneuert worden. Nach der überstandenen Schulschließung bemalten die Schülerinnen der siebten Klassen (nach einer kurzen Eingewöhnungsphase in den Schulalltag) schließlich die einzelnen Bestandteile im Kunstunterricht und befestigten die Sterne auch wieder in ihren Metallrahmen.

Zeitzeugenberichte hinterlassen einen tiefen Eindruck

Da diese Arbeit aber nicht nur als handwerkliche Tätigkeit wahrgenommen werden sollte, hatten sich die Mädchen in den vorangegangenen Geschichtsstunden mit den Ereignissen im April 1945 und der Entstehung der Gedenkstätte auseinandergesetzt. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf die Zeitzeugenberichte von Überlebenden und Miterlebenden gelegt, die deutlich machten, welch großes Leid die jüdischen Häftlinge hatten ertragen müssen: Dass viele von ihnen aus nichtigsten Gründen gequält und erschossen wurden und dass einige trotz der Hilfe von Bürgern aus dem Landkreis aufgrund ihrer Misshandlungen oder wegen Entkräftung auch noch nach ihrer Befreiung starben. Und so merkte man vielen Schülerinnen beim Bemalen der Davidsterne an, dass sie mit ihrer Arbeit den Opfern des Todesmarsches ein würdiges Andenken bereiten wollten.

Lackieren der MetallhalterungenDie Restaurierung der Davidsterne wurde aber nicht nur zum Anlass genommen, um an die Geschehnisse im April 1945 zu erinnern, sondern auch um eine Brücke in der Gegenwart zu schlagen. Damit Vorurteile und Ängste gar nicht erst entstehen, sind Begegnungen zwischen den Menschen wichtig: Deshalb brachen die siebten Klassen, nachdem sie im Religionsunterricht noch einmal auf das Judentum eingegangen waren, zu einer Exkursion in die Straubinger Synagoge auf. Die Fahrtkosten übernahm der Elternbeirat.

Jüdisches Leben im heutigen Deutschland kennenlernen

Besichtigung des Thoraschreins in der Synagoge StraubingIn dem jüdischen Gotteshaus wurde ihnen auf sehr anschauliche und lebendige Weise vom Leben heutiger Juden und ihrer Religionsausübung erzählt: Gemeinsame Wurzeln und Traditionen von Christen und Juden (z.B. die nach Geschlechtern getrennte Sitzordnung im Gotteshaus) wurden entdeckt, aber auch Unterschiede (z.B. bei den Speiseregeln) erkannt. Außerdem wurde den Mädchen bewusst, dass es in einem christlich geprägten Land gar nicht so einfach ist, jüdische Regeln streng einzuhalten.

Nach dem Genuss eines Eises im Gemeinschaftsraum traten die Schülerinnen den Heimweg an und stellten bestürzt fest, dass während ihres ganzen Besuches ein Polizeiwagen zu ihrem Schutz vor der Synagoge gestanden hatte. „Beschämend und erschütternd“ fanden die Mädchen diesen Umstand.