Demokratieerziehung und Geschichtsbewusstsein

Schülerinnen und Lehrkräfte auf dem KönigsplatzBesuch der Kundgebung und der Gedenkstätte Dachau

Am 7.12.22 starteten unsere beiden neunten und zehnten Klassen zu einer besonderen Fahrt: Zusammen mit Direktor Thomas Dambacher, der Elternbeiratsvorsitzenden Gudrun Schmalhofer und drei weiteren Lehrkräften ging es zunächst zu einer Kundgebung auf den Königsplatz in München. Dort hatte der Rat freier Schulen, das Katholische Schulwerk in Bayern, die Evangelische Schulstiftung in Bayern und der Verband bayerischer Privatschulen zu einer Versammlung um „5 vor Zwölf“ unter dem Motto „Wir melden uns“ aufgerufen, um die Benachteiligung der privaten und kirchlichen Schulen bei der staatlichen Finanzierung und deren schwierige finanzielle Situation gerade auch in Zeiten der explodierenden Energiekosten zu thematisieren.

Schulstunde zum Thema Meinungsfreiheit und demokratische Mitgestaltung

Für die Schülerinnen war das Erlebnis einer Großkundgebung eine spannende Erfahrung: viele erlebten sicher zum ersten Mal, wie es sich in einer Versammlung mit ca. 13.000 Teilnehmern anfühlt und welches Gemeinschaftsgefühl dabei entsteht. Auch aus pädagogischer Sicht konnte durch den Besuch der Veranstaltung ein wertvoller Beitrag zur Demokratieerziehung geliefert werden, denn es gilt, die junge Generation zu mündigen und verantwortungsbewussten Bürgern zu erziehen, die ihre Rechte kennen und bereit sind, dafür einzutreten. Die Grundrechte auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit als wesentliche Bestandteile unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung müssen also einerseits bewusstgemacht und erlernt, andererseits gerade in Zeiten wiedererstarkender autoritärer Systeme auch verteidigt werden. So konnten die Mädchen selber sehen, dass Freiheit in einer Demokratie eben immer auch das Recht auf eine abweichende Meinung bedeutet und den Wert dieser Errungenschaft gerade im Vergleich zu den allgegenwärtigen Bildern beispielsweise aus dem Iran, aus Russland oder China schätzen lernen.

Bewegungsprogramm in der KälteAuf der Kundgebung selbst war mit einem bunten Bewegungs- und Musikprogramm sowie einer „Unterrichtsstunde“ zum Thema Finanzierung und Situation der Schulen für ein abwechslungsreiches Programm gesorgt. Die Schülerinnen und Schüler konnten sich mit ihren Smartphones über einen QR-Code einwählen und selbst an allen Rate- und Rechenaufgaben teilnehmen. Mehrere prominente Vertreter politischer Parteien waren ebenfalls anwesend und standen den Veranstaltern Rede und Antwort, so auch MdL Josef Zellmeier aus Laberweinting als Vorsitzender des Haushaltsausschusses. Neben diesen inhaltlichen Schwerpunkten bemühten sich unsere Neunt- und Zehntklässler noch ausdauernd, unser Schultransparent gut sichtbar zu positionieren, zu ihrem Leidwesen konnte es jedoch, obwohl sie einander sogar auf die Schultern nahmen, von der Tribüne aus nicht gelesen werden, so dass unsere Schule leider nicht namentlich begrüßt wurde. Trotzdem war die Veranstaltung ein eindeutiger Erfolg und eine gutgelaunte Gruppe zog zurück zu den Bussen, um die Weiterfahrt anzutreten.

Besuch in der Gedenkstätte Dachau

In Dachau angekommen, nahmen sich vier Referentinnen des Fördervereins der Gedenkstätte der Klassen an und geleiteten sie durch das Konzentrationslager. Mit viel Fingerspitzengefühl gelang es ihnen, den Schülerinnen das Grauen des Ortes so zu vermitteln, dass keine überfordert oder mit ihren Fragen allein gelassen wurde. Die Original-Filmaufnahmen von der Befreiung des Lagers durch die Amerikaner am 29. April 1945 hinterließen einen tiefen Eindruck und bevor die Gruppe die Gaskammer und das Krematorium betrat, gab es in der Evangelischen Versöhnungskirche Gelegenheit für eine kurze Besinnung und die Möglichkeit eine Kerze zu entzünden. Mit uns nahmen wir das Zitat von Max Mannheimer, mit dem unsere Referentin ihre Führung beendete: „Ihr seid nicht für das verantwortlich, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon.“

Bemerkenswerterweise wurde auf der Heimfahrt kaum ein Handy gezückt, denn im Bus gab es vieles zu besprechen, aber auch die Gelegenheit, sich aufzuwärmen, etwas zu essen und die Erlebnisse des Tages wirken zu lassen. Die zunächst noch nachdenkliche Stimmung wurde jedoch bald wieder lebhafter und auf der Höhe von Ergoldsbach machte der Busfahrer den Mädchen eine große Freude: angespornt von musikalischen Beiträgen aus dem Hinteren des Busses, dreht er zwei Extrarunden im Kreisverkehr, die mit lautem „Wir sind im Kreisverkehr-Gesang“ und Beifall honoriert wurden. Wir werden den Ausflug nicht so schnell vergessen.