"Unser Bürgermeister liest uns vor!"
Am 17.11.23 besuchte der Bürgermeister von Mallersdorf-Pfaffenberg, Herr Christian Dobmeier, die sechsten Klassen der Nardini-Realschule.
Zu diesem bundesweiten Vorlesetag, einer gemeinsamen Initiative von der Stiftung Lesen, der Stiftung Deutsche Bahn und der Wochenzeitung DIE ZEIT, trug Herr Dobmeier Auszüge aus den „Good Night Stories for Rebel Girls“ vor, allesamt Geschichten über den Werdegang außergewöhnlicher Frauen und Mädchen, welche hervorragend zu unserer Mädchenschule passten.
An dieser Vorlese-Aktion nehmen jedes Jahr etwa eine halbe Million Vorleserinnen und Vorleser teil und dabei steht nicht nur die Leseförderung als zentrale Voraussetzung für eine erfolgreiche Schullaufbahn, sondern natürlich auch das gemeinschaftliche Erlebnis im Mittelpunkt. Allein die Tatsache, dass „unser“ Bürgermeister, der den meisten Mädchen bekannt war, sich die Zeit nahm, um eine Stunde vorzulesen, machte bei den Schülerinnen Eindruck.
In der neugestalteten Aula ging es nun zuerst um die berühmte Schriftstellerin Astrid Lindgren, die mit Pippi schon vor Jahrzehnten eine Figur schuf, die heute als Inbegriff eines starken, selbstbewussten, auf Gerechtigkeit bedachten und – wenn nötig – auch rebellischen Mädchens gilt. Aber nicht nur Pippi, Herr Nilsson oder Thomas und Annika waren den Sechstklässlern ein Begriff, auch Michl aus Lönneberga, die Brüder Löwenherz, Ronja Räubertochter und Lotta aus der Krachmacherstraße erobern heute noch die Herzen der jungen Zuhörerinnen.
Die nächste Protagonistin, Ann Makosinski, geboren 1997, ist, ganz im Gegensatz zu ihrer beliebten Vorgängerin, heute kaum bekannt, obwohl sie mit nur 15 Jahren eine bahnbrechende Erfindung machte. Angeregt durch eine Freundin auf den Philippinen, welche ihr schrieb, dass sie abends nicht mehr lesen könne, weil es keinen elektrischen Strom gebe, konstruierte Ann, die schon immer gerne getüftelt hatte, eine Taschenlampe, welche nur durch die Wärme des menschlichen Körpers Licht spendet. Mit dieser „Hollow Lamp“ gewann sie den Google Science Fair und so zählt sie heute zum Kreis der vielversprechendsten jungen Erfinderinnen und Erfinder, und bemüht sich darum, die Welt durch Technologie ein kleines Stück besser zu machen. Ann Makosinski ist damit ein großes Vorbild gerade für Mädchen, die sich im technischen Bereich engagieren und verwirklichen möchten, und spricht all jene an, die, sei es beim Spielen mit Lego Technik, sei es in der Robotic- oder der Forscher-AG oder am Girls´ Day, ihre Fähigkeiten und Begabungen im noch immer männlich dominierten Bereich der Technik und der Naturwissenschaften finden.
Auch die nächste prominente Persönlichkeit, deren Lebensgeschichte Herr Bürgermeister Dobmeier vorlas, hat im Feld der Naturwissenschaften Außergewöhnliches geleistet. Marie Curie, die als Physikerin maßgeblich an der Entdeckung der Radioaktivität beteiligt war und ihre Faszination und ihren Wissensdurst mit einem frühen Tod bezahlte, hat als einzige Frau für ihre Forschungen zwei Nobelpreise erhalten. Außerdem entschied sie sich dafür, ihre Erkenntnisse nicht gewinnbringend auszuschlachten, sondern stellte sie der Allgemeinheit frei zur Verfügung, und bewies damit Integrität und Größe, da sie die Verantwortung für Wissenschaft und Gesellschaft über ihren persönlichen Gewinn stellte. Ihre Beharrlichkeit und ihr leidenschaftlicher Forscherdrang, ihre Fokussierung auf ihr Herzensanliegen, beeindrucken gerade in der heutigen Zeit, wo die Ablenkung durch die Medien jungen Menschen die Zeit, die Konzentrationsfähigkeit und oft auch Kreativität und Interessen raubt.
Zum Schluss sprachen die Schülerinnen mit unserem Bürgermeister noch über eine Ikone des Sports, die sicherlich die Weichen für die Sportbegeisterung einer ganzen Generation gestellt hat, auch wenn heute die Mehrheit der Mädchen nicht mehr Tennis, sondern Fußball spielt. Steffi Graf, die sich im Keller ihres Elternhauses ein Tennisfeld einrichtete und dabei zum Leidwesen ihrer Mutter auch mehrere Lampen zerschoss, inspiriert noch immer Mädchen, Zutrauen zu sich selbst zu haben, und sich mit Mut und starkem Willen für die Verwirklichung der eigenen Ziele einzusetzen. Als eine der ganz großen Sportlerinnen ist sie ein Vorbild für sportliche Talente und steht für die Überzeugung ein, dass es sich lohnt, auf die eigenen Fähigkeiten zu vertrauen.
Am Ende bedankten sich Herr Dambacher und Frau Spateneder bei unserem Bürgermeister, dass er den Sechstklässlerinnen eine spannende und unterhaltsame Vorlesestunde ermöglicht und damit der Leseförderung einen großen Dienst erwiesen hat. Denn, wie Astrid Lindgren so schön sagte: „Wie die Welt von morgen aussehen wird, hängt in großem Maße von der Einbildungskraft jener ab, die gerade jetzt lesen lernen.“