Nardinitag 2024 ganz im Zeichen von Nachhaltigkeit
Alle Schülerinnen widmeten sich heuer am Nardinitag einem Thema, das dem Seligen Paul Josef Nardini auch am Herzen gelegen war.
Der Namensgeber unserer Schule sah damals im 19. Jahrhundert die Not von Kindern und handelte – er holte sie von der Straße, gab ihnen Brot und Bildung. Direktor Dambacher knüpfte zu Beginn in der Aula daran an, indem er einen Bogen schlug vom Thema des Projektvormittags - Nachhaltigkeit von Kleidung – zum Anliegen Nardinis:
Fast Fashion und billige Massenproduktion von Bekleidung verursacht in Ländern der Dritten Welt große Not v.a. bei Kindern. Diese könne jeder Einzelne von uns lindern, wenn er verantwortungsbewusst kaufe. Als Umwelt- und Fair-Trade-Schule sei es uns, so der Schulleiter, ein großes Anliegen, auch im Bereich Kleidung nachhaltig zu handeln.
Selbsttest: Mein Kleidungskonsum
Zum Einstieg in die Projektphase verschafften sich alle Schülerinnen anhand eines Quiz auf dem Handy einen ersten Überblick über ihren eigenen Kleidungskonsum. Wie viele Stücke besitzt du? Wie oft trägst du sie? ... Diese und weitere Fragen sensibilisierten die Mädchen für „ihr“ Projekt, wobei jeweils zwei Klassenstufen einen Themenbereich bearbeiten sollten.
Unsere Kleidung – woher kommt sie?
Die Klassenstufen 5 und 6 beschäftigten sich mit der Frage, wo eigentlich unsere Kleidung im Allgemeinen hergestellt wird. Zu diesem Zweck werteten die Schülerinnen die Etiketten an ihren mitgebrachten Kleidungsstücken aus und trugen die Ergebnisse auf einer Weltkarte ein. Dass T-Shirts Strecken von Tausenden Kilometern zurücklegen, bis sie bei uns im Laden landen, war ihnen vorher nicht bewusst gewesen.
Unsere Kleidung – wie wird sie hergestellt?
Welches Ausmaß an Umweltzerstörung und Ausbeutung von Arbeitskräften die Textilindustrie zu verantworten hat, zeigte die filmische „Reise“ eines Billig-T-Shirts von der Türkei (Anbau der Baumwolle unter großem Pestizideinsatz) über Indien (Weben des Stoffs), China (Bleichen), Bangladesh (Nähen) bis zu uns. Dass nach einer 20 000 Kilometer langen Reise das Kleidungsstück nur 4,99 Euro kostet, war wirklich unglaublich.
Dass für die Angestellten in den Textilfabriken, sehr oft auch Kinder, da nicht viel übrig bleibt, ist klar. Schülerinnen der 7. Klasse werteten Interviews mit Arbeiterinnen aus Myanmar oder Kambodscha aus und verglichen ihre Arbeitsbedingungen mit denen in Deutschland.
Baumwolle oder Polyester?
Die Achtklässlerinnen beschäftigten sich mit den Materialien, aus denen unsere Kleidung besteht. Welche Vorteile können Fasern wie Baumwolle, Polyester oder pPET aufweisen? Welche negativen Trageeigenschaften sind vorhanden und wie steht es mit der Nachhaltigkeit? Erstaunt zeigten sich viele Schülerinnen darüber, dass Baumwolle, der ein positives, „natürliches“ Image anhaftet, eigentlich mindestens so viele negative wie positive Seiten hat.
Dem wird in Deutschland allerdings mit Verbrauchersiegeln entgegengewirkt. Die 8a arbeitete die wichtigsten Informationen zu Cotton made in Africa, Cradle-to-Cradle, Fair Trade Cotton und Grüner Knopf heraus.
Tipps zum verantwortungsbewussten Kleidungskauf erarbeitete die 8b. Wichtig ist demnach v.a., auf reine Materialien zu achten, also keine Mischgewebe! Nur so ist Recyceln gut möglich. Außerdem sollte Kleidung möglichst lange getragen, dann auch nicht weggeworfen werden. Denn ein Shirt, das einem nicht mehr gefällt, kann man immer noch verschenken tauschen, an den Second-Hand-Shop weitergeben oder auf dem Flohmarkt verkaufen.
Unsere Kleidung – was passiert, wenn wir sie aussortieren?
Die Problematik Altkleider war das Thema der Klassen 9 und 10. Eine filmische Reportage führte den Mädchen eindrücklich vor Augen, dass wir in einer wahren Kleiderflut zu ertrinken drohen. Was tun gegen immer größere Berge von Altkleidern? Warum werden auch riesige Mengen neuer, gar nicht verkaufter Kleidung, „verramscht“ oder geschreddert? Vieles wird produziert, um vernichtet zu werden! Darüber gab es intensiven Austausch.
Megatrend Slow Fashion – die Lösung?
Nachhaltige Textilproduktion – Slow Fashion – existiert, wie die 10. Klassen herausfanden, in verschwindend geringer Menge. Dagegen ist das Greenwashing weit verbreitet. Oft wird nur vorgegaukelt, dass ein Produkt langlebig und nachhaltig ist, doch vielfach darf man als Verbraucher den Ökolabels nicht trauen. Auch wenn das Etikett nachhaltige oder recycelte Fasern auflistet, so sind zumeist nur geringe Anteile des Materials wirklich „öko“. Dem Kunden hingegen verschafft diese Augenwischerei ein gutes Ökogewissen ....
Sortieren, Waschen, Reparieren ...
Was wäre ein Projekt über Kleidung, wenn nicht auch mit Kleidung gearbeitet werden würde? Für die verschiedenen Klassenstufen waren auch Praxisstationen aufgebaut, die den Mädchen ganz handfest vor Augen führen konnten, dass Nachhaltigkeit und Umweltschutz für jeden machbar und praktikabel sind.
Die Fünft- und Sechstklässlerinnen durften alte Jeans zu Taschen upcyceln oder Einkaufsbeutel für den Obst- und Gemüseeinkauf gestalten. Für die Siebten und Achten gab es einen Schnellkurs in Wäschesortieren und umweltbewusstem Waschen. Die 9. und 10. Klassen besuchten das „Repair-Café“ von Frau Breitkopf, um zu lernen, wie man kleine Ausbesserungsarbeiten selber durchführen kann, sodass ein Kleidungsstück wieder einwandfrei tragbar ist.
Ein großer Dank gilt den Organisatorinnen des diesjährigen Nardinitages, Frau Lederer, Frau Holmer und Frau Kreitmair. Sie haben unseren Schülerinnen einen Vormittag voller interessanter Einblicke und Erkenntnisse ermöglicht.